Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir eine Ehre und eine besonders große Freude Ihnen heute die Laudatio für das Partnerschaftskomitee St. Brevin – Peißenberg vortragen zu dürfen. Aus meiner Sicht konnte der Marktgemeinderat vom Zeitpunkt und der Thematik her kaum eine bessere Wahl treffen.
Was passt besser in unsere heutige Zeit mit Kriegen und Konflikten, auch auf unserem Kontinent, als eine Gruppe zu ehren, die sich für die Freundschaft zwischen den Menschen zweier Staaten einsetzt.
Um die Bedeutung der Arbeit des Partnerschaftskomitees zu verstehen, muss man auch einen Blick auf seine Entstehungsgeschichte werfen. Die Wurzeln der Tatsache, dass wir heute eine solche Gruppe ehren können, liegen in den 60er-Jahren. Nachdem Deutsche und Franzosen sich in mehreren Kriegen als Erzfeind gegenüber standen, knüpften aus Peißenberger Sicht 1967 die Musiker des Spielmannszugs unter „Ferdl“ Stork die ersten Kontakte zu Musikern aus der Stadt Quimper an der französischen Atlantikküste. Hier zeigt sich auch die Bedeutung von Musik als verbindende Sprache.
Apropos Sprache. In den Jahren darauf wurde die beginnende Freundschaft durch eine Good-Will-Aktion getragen, wobei mit Good Will der Peißenberger Campingplatzbetreiber Werner Will gemeint ist. Dieser war als Kriegsgefangener auf einem Weingut bei Bordeaux eingesetzt gewesen und sprach hervorragend Französisch. Er brachte in diesen Jahren immer wieder Berufsschüler aus Quimper auf seinem Campingplatz unter. Unterstützt wurde er dabei von Maria Fritz, einer Lehrerin, die zwei Jahre in Paris gelebt hatte. Maria Fritz zeigte sich als Organisationstalent für ein umfangreiches Besuchsprogramm, das die französischen Berufsschüler erleben durften. Auf französischer Seite wurden die Kontakte von Marcel Tanguj getragen, dem Betreuer der Berufsschüler.
Wie man sieht, war man zu dieser Zeit davon abhängig, dass einige wenige Personen aus persönlichem Antrieb Kontakte knüpften und pflegten. Doch gehörte zum Engagement dieser Personen eben auch, dass sie den damaligen Bürgermeister Matthias Führler von der Idee einer Städtepartnerschaft begeistern konnten.
Matthias Führler nahm 1979 die Sache dann richtig in die Hand und fuhr mit einer Delegation an die Atlantikküste, um die Möglichkeiten einer Städtepartnerschaft auszuloten. Kandidat wurde schließlich nicht das zunächst favorisierte Herbignac, sondern St. Brevin. Marcel Tanguy hatte zwischenzeitlich Henry Pennetier kennen gelernt, der im Festkomitee der Gemeinde St. Brevin tätig war.
Pennetier setzte sich tatkräftig für das Zustandekommen einer Städtepartnerschaft ein und hatte schließlich die glorreiche Idee, ein Fest zu organisieren, um den Plan auf die Ziellinie zu bringen. Das Event wurde, wohl um dem Klischee zu entsprechen, „Bier- und Sauerkrautfest“ genannt und die Peißenberger Knappschaftskapelle bereicherte es mit bayerischer Musik und Folklore.
Bei diesem Fest im Jahr 1984 kamen auch die Bürgermeister Raymond Kerverdo und Matthias Führler zusammen und wurden sich einig, dass die Beziehungen der beiden Gemeinden vertieft werden sollten. Im folgenden September wurde man sich einig, dass das Ganze in eine Städtepartnerschaft münden sollte.
Solch eine Städtepartnerschaft will natürlich organisatorisch gut vorbereitet sein und somit wurde in Peißenberg ein Partnerschaftskomitee gegründet, welches am 24. April 1985 erstmals tagte.
Und wer jetzt ein bisschen rechnen kann, hat bemerkt, dass damit das Partnerschaftskomitee heuer 40 Jahre alt wurde. Schon diese Tatsache ist aus meiner Sicht ein guter Grund, es auf die Liste der diesjährigen Preisträger zu setzen.
Von Beginn an leistete das Komitee gute Arbeit und so konnten am 18. Mai 1986 in St. Brevin und am 28. September 1986 in Peißenberg die Bürgermeister Mathias Führler und Raymond Kerverdo die Partnerschaftsurkunden im Rahmen von zwei Festakten unterzeichnen.
Damit war die deutsch-französische Ehe zwischen Peißenberg und St. Brevin geschlossen. Die Liebe war noch frisch und wurde gepflegt durch gegenseitige Besuche. Auch eine Fußballmannschaft aus St. Brevin kam nach Peißenberg. Die Leute wurden privat untergebracht und es entstanden langjährige Freundschaften.
Doch wie es in Beziehungen nun mal ist, wenn keine Schmetterlinge mehr im Bauch sind, kehrt ein bisschen der Alltag ein. Die gegenseitigen Besuche wurden unter Hermann Schnitzer und Manuela Vanni weiter geführt und es wurden auch weiter Freundschaften gepflegt, aber die Städtepartnerschaft geriet auf beiden Seiten etwas aus dem Fokus. Diese Entwicklung wurde dann durch Corona nochmal deutlich verstärkt.
Im Frühjahr 2021 besann sich dann der neu gewählte Bürgermeister Frank Zellner darauf, die Städtepartnerschaft wieder voran zu bringen. Mit Anette Daiber als Beauftragte des Gemeinderates für die Partnerschaft formte sich nach und nach das Partnerschaftskomitee in seiner heutigen Zusammensetzung. Als Glücksfall erwies sich das dazu stoßen von Hans-Peter Hoheisel, der mit seinen profunden Französischkenntnissen und seinem Organisationstalent zusammen mit seiner Frau Anneliese so nach und nach zum Ankerpunkt innerhalb des Komitees wurde.
Leider können die Beiden heute wegen einer Terminkollision bei der Ehrung nicht anwesend sein. Die Karten für die Wiener Philharmoniker waren halt schon längerfristig gebucht. Es sei ihnen gegönnt, zumal das Komitee trotzdem zahlreich vertreten ist.
Das neue Komitee begann im Herbst 2021 zu diskutieren, wie man der leicht abgekühlten Liebe zwischen Peißenberg und St. Brevin wieder Frühlingsgefühle geben könnte. Es begann im Kleinen mit einem Stand bei der Initiative zum Erhalt der Rigi Rutsch´n. Unter anderem wurden Meersalz und Kekse aus St. Brevin verkauft.
Auch auf französischer Seite war man zu dieser Zeit wieder an einer Vertiefung der Beziehung interessiert. Im Jahr 2022 wurde eine peißenberger Delegation eingeladen, an der Feier zum 14. Juli, dem Nationalfeiertag der Franzosen, teil zu nehmen. Die fünfköpfige Gruppe erfuhr während der Feierlichkeiten große Wertschätzung und wurde liebevoll betreut. In einer anschließenden gemeinsamen Arbeitssitzung wurden die weiteren Schritte für eine Wiederbelebung des Austausches besprochen.
Peißenbergs Komitee erhöhte 2022 ebenfalls die Schlagzahl und führte den ersten französischen Abend durch, bei dem auch die ehemaligen aktiven Komiteemitglieder und Bürgermeister nicht vergessen wurden. Zudem nahm man auch erstmals mit einem Stand am Peißenberger Weihnachtsmarkt teil.
2023 wurde ich Beauftragter des Gemeinderates für das Komitee und war vom ersten Tag an vom Enthusiasmus und Engagement der Gruppe angesteckt. Dies hat zum Beispiel auch dazu geführt, dass ich meine rudimentären Französischkenntnisse mittels einer App seit mittlerweile drei Jahren aufzupolieren versuche.
Sehr beeindruckend war die Reise nach St. Brevin in jenem Jahr. Das wegen Corona ausgefallene 35-jährige Jubiläum der Partnerschaft wurde nachgeholt. Hier zeigte sich die wahre Stärke des Komitees. Die Reise wurde mit dem Bus perfekt organisiert. Die Gastgeberfamilien kümmerten sich wunderbar um die angereisten Peißenberger. Nicht selten wurde sich auch mit Hand und Fuß verständigt. Es wurden auch viele Reden gehalten, welche, auf peißenberger Seite von Hans-Peter und Anneliese Hoheisel sowie Edith Pissarski und auf französischer Seite von Cecile Guitet, in die jeweilige Sprache übersetzt wurden. Auch das Besuchsprogramm, unter anderem mit der Werft in St. Nazaire und der Île de Nantes, war absolut beeindruckend. Die ca. 50-köpfige Delegation durfte eine unvergessliche Woche genießen.
Es gab sogar noch eine Vorhut zu dieser Reise. Rita Widmann war bereits im Frühjahr mit einer Gruppe der Montessori-Schule nach St. Brevin gefahren.
Zurück in Peißenberg ging es 2023 mit der Steigerung der Aktivitäten des Komitees weiter. Neben dem zweiten Französischen Abend und dem Weihnachtsmarkt wurde auch noch eine Fotoausstellung mit Bildern aus St. Brevin und Peißenberg mit dem Titel „Die Schönheit und Vielfalt unserer Heimat“ geplant und durchgeführt.
2024 war dann das Jahr des Gegenbesuches unserer Freunde aus St. Brevin. Das war wohl die bislang größte Herausforderung für das Komitee in seiner jetzigen Zusammensetzung. Für 45 Gäste mussten Gastfamilien gefunden werden. Ein Besuchsprogramm wurde zusammengestellt mit sportlichen Aktivitäten wie Eisstockschießen oder Wanderungen aber natürlich auch mit Fahrten zu den Sehenswürdigkeiten in unserer Umgebung wie z. B. Kloster Andechs und Schloss Neuschwanstein.
Auch hier wurde alles perfekt organisiert. Jeder vom Komitee leistete seinen Beitrag, beherbergte Gäste, organisierte Aktivitäten und, nicht zuletzt, nahm sich Zeit, die französischen Freunde zu betreuen. Man konnte sehen, dass bei diesem Event wieder einmal deutsch-französische Freundschaften geschlossen, genossen oder vertieft wurden.
Ich denke, ein wichtiger Faktor für das Gelingen der beiden Besuche war auch die Tatsache, dass auf der Ebene der beiden Bürgermeister, Dorothee Pacault und Frank Zellner, die Chemie erkennbar stimmt und beide Familien den Kontakt freundschaftlich pflegen.
Neben dem französischen Abend und dem Weihnachtsmarkt schaffte sich das Komitee dann 2024 auch noch ein weiteres Standbein. Eine eigene Website zur Information rund um die Städtepartnerschaft mit St. Brevin wurde ins Leben gerufen.
Dieses Jahr erfolgte eine Einladung zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum der Feuerwehr Peißenberg und erfreulicherweise folgte eine kleine Delegation aus St. Brevin dieser Einladung. Sie wurden als Ehrengäste vom Komitee betreut und nahmen an exponierter Stelle sowohl am Umzug wie auch an der Feier im Festzelt teil.
Beim französischen Abend kann man mittlerweile schon von einer Tradition sprechen, denn im Oktober wurde er bereits zum vierten Mal durchgeführt. Wie immer wurden von den Komiteemitgliedern neben den Getränken auch selbstgemachte französische Spezialitäten, wie Quiches und Zwiebelkuchen bereitgestellt. Und dieses Mal gab es sogar französische Live-Musik der Gruppe „Ca Touche“.
Soviel zur bisherigen Chronologie des Partnerschaftskomitees. Ich hoffe, es war nicht zu ermüdend, aber, wie ich schon sagte, die Bedeutung dieser Institution ist nur aus ihrer Geschichte heraus zu verstehen.
Auch ein Blick in die Zukunft zeigt, das Engagement dieses Komitees wird nicht nachlassen. Die Planungen für die Reise nach Frankreich nächstes Jahr zur Feier des 40-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft laufen auf vollen Touren. Edith Pissarski schreibt weiter Artikel im „Wir über Uns“ zum Thema Städtepartnerschaft. Auf sportlicher Ebene werden Kontakte bei den Rollkunstläufern und den Handballern geknüpft. Auf Initiative von Rita Widmann werden nächstes Jahr Künstler aus den Regionen Peißenberg und St. Brevin eine gemeinsame Ausstellung durchführen. Auch beim Weihnachtsmarkt demnächst war es keine Frage, dass alle sich einbringen und den Stand der Städtepartnerschaft betreuen. Und all dies wird im echten Ehrenamt ohne jede Aufwandsentschädigung, getragen von der Motivation der Mitglieder, geleistet.
Zum Abschluss möchte ich darauf zurückkommen, warum ich die Wahl des Städtepartnerschaftskomitees für diese Ehrung für so gelungen erachte. Die große Anzahl von Konflikten in der Welt und sogar hier in Europa zeigt, wie wichtig derzeit jeder Beitrag zur Völkerverständigung ist. Das Partnerschaftskomitee bringt Menschen aus ehemals verfeindeten Nationen auf vielen menschlichen Ebenen, wie z. B. Sport, Kultur, Schule und sogar Familie, zusammen. Durch den direkten Kontakt und die gemeinsamen Erlebnisse erfahren Franzosen wie Deutsche: Wir teilen alle grundsätzlich dieselben Sorgen, Nöte und Freuden.
Und um auf meine Metapher zurück zu kommen. Dieses Komitee hat die Ehe zwischen St. Brevin und Peißenberg mit Sicherheit wieder in ihren zweiten Frühling geführt.
Dafür gebührt ihnen unser besonderer Dank und unsere Anerkennung.
Und mir bleibt nur noch zu sagen: „Bonne chance pour l’avenir.“
Laudatio von Marktgemeinderat Bernd Schewe zur Verleihung des Ehrenamtpreises 2025 an das Partnerschftskomitee
Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir eine Ehre und eine besonders große Freude Ihnen heute die Laudatio für das Partnerschaftskomitee St. Brevin – Peißenberg vortragen zu dürfen. Aus meiner Sicht konnte der Marktgemeinderat vom Zeitpunkt und der Thematik her kaum eine bessere Wahl treffen.
Was passt besser in unsere heutige Zeit mit Kriegen und Konflikten, auch auf unserem Kontinent, als eine Gruppe zu ehren, die sich für die Freundschaft zwischen den Menschen zweier Staaten einsetzt.
Um die Bedeutung der Arbeit des Partnerschaftskomitees zu verstehen, muss man auch einen Blick auf seine Entstehungsgeschichte werfen. Die Wurzeln der Tatsache, dass wir heute eine solche Gruppe ehren können, liegen in den 60er-Jahren. Nachdem Deutsche und Franzosen sich in mehreren Kriegen als Erzfeind gegenüber standen, knüpften aus Peißenberger Sicht 1967 die Musiker des Spielmannszugs unter „Ferdl“ Stork die ersten Kontakte zu Musikern aus der Stadt Quimper an der französischen Atlantikküste. Hier zeigt sich auch die Bedeutung von Musik als verbindende Sprache.
Apropos Sprache. In den Jahren darauf wurde die beginnende Freundschaft durch eine Good-Will-Aktion getragen, wobei mit Good Will der Peißenberger Campingplatzbetreiber Werner Will gemeint ist. Dieser war als Kriegsgefangener auf einem Weingut bei Bordeaux eingesetzt gewesen und sprach hervorragend Französisch. Er brachte in diesen Jahren immer wieder Berufsschüler aus Quimper auf seinem Campingplatz unter. Unterstützt wurde er dabei von Maria Fritz, einer Lehrerin, die zwei Jahre in Paris gelebt hatte. Maria Fritz zeigte sich als Organisationstalent für ein umfangreiches Besuchsprogramm, das die französischen Berufsschüler erleben durften. Auf französischer Seite wurden die Kontakte von Marcel Tanguj getragen, dem Betreuer der Berufsschüler.
Wie man sieht, war man zu dieser Zeit davon abhängig, dass einige wenige Personen aus persönlichem Antrieb Kontakte knüpften und pflegten. Doch gehörte zum Engagement dieser Personen eben auch, dass sie den damaligen Bürgermeister Matthias Führler von der Idee einer Städtepartnerschaft begeistern konnten.
Matthias Führler nahm 1979 die Sache dann richtig in die Hand und fuhr mit einer Delegation an die Atlantikküste, um die Möglichkeiten einer Städtepartnerschaft auszuloten. Kandidat wurde schließlich nicht das zunächst favorisierte Herbignac, sondern St. Brevin. Marcel Tanguy hatte zwischenzeitlich Henry Pennetier kennen gelernt, der im Festkomitee der Gemeinde St. Brevin tätig war.
Pennetier setzte sich tatkräftig für das Zustandekommen einer Städtepartnerschaft ein und hatte schließlich die glorreiche Idee, ein Fest zu organisieren, um den Plan auf die Ziellinie zu bringen. Das Event wurde, wohl um dem Klischee zu entsprechen, „Bier- und Sauerkrautfest“ genannt und die Peißenberger Knappschaftskapelle bereicherte es mit bayerischer Musik und Folklore.
Bei diesem Fest im Jahr 1984 kamen auch die Bürgermeister Raymond Kerverdo und Matthias Führler zusammen und wurden sich einig, dass die Beziehungen der beiden Gemeinden vertieft werden sollten. Im folgenden September wurde man sich einig, dass das Ganze in eine Städtepartnerschaft münden sollte.
Solch eine Städtepartnerschaft will natürlich organisatorisch gut vorbereitet sein und somit wurde in Peißenberg ein Partnerschaftskomitee gegründet, welches am 24. April 1985 erstmals tagte.
Und wer jetzt ein bisschen rechnen kann, hat bemerkt, dass damit das Partnerschaftskomitee heuer 40 Jahre alt wurde. Schon diese Tatsache ist aus meiner Sicht ein guter Grund, es auf die Liste der diesjährigen Preisträger zu setzen.
Von Beginn an leistete das Komitee gute Arbeit und so konnten am 18. Mai 1986 in St. Brevin und am 28. September 1986 in Peißenberg die Bürgermeister Mathias Führler und Raymond Kerverdo die Partnerschaftsurkunden im Rahmen von zwei Festakten unterzeichnen.
Damit war die deutsch-französische Ehe zwischen Peißenberg und St. Brevin geschlossen. Die Liebe war noch frisch und wurde gepflegt durch gegenseitige Besuche. Auch eine Fußballmannschaft aus St. Brevin kam nach Peißenberg. Die Leute wurden privat untergebracht und es entstanden langjährige Freundschaften.
Doch wie es in Beziehungen nun mal ist, wenn keine Schmetterlinge mehr im Bauch sind, kehrt ein bisschen der Alltag ein. Die gegenseitigen Besuche wurden unter Hermann Schnitzer und Manuela Vanni weiter geführt und es wurden auch weiter Freundschaften gepflegt, aber die Städtepartnerschaft geriet auf beiden Seiten etwas aus dem Fokus. Diese Entwicklung wurde dann durch Corona nochmal deutlich verstärkt.
Im Frühjahr 2021 besann sich dann der neu gewählte Bürgermeister Frank Zellner darauf, die Städtepartnerschaft wieder voran zu bringen. Mit Anette Daiber als Beauftragte des Gemeinderates für die Partnerschaft formte sich nach und nach das Partnerschaftskomitee in seiner heutigen Zusammensetzung. Als Glücksfall erwies sich das dazu stoßen von Hans-Peter Hoheisel, der mit seinen profunden Französischkenntnissen und seinem Organisationstalent zusammen mit seiner Frau Anneliese so nach und nach zum Ankerpunkt innerhalb des Komitees wurde.
Leider können die Beiden heute wegen einer Terminkollision bei der Ehrung nicht anwesend sein. Die Karten für die Wiener Philharmoniker waren halt schon längerfristig gebucht. Es sei ihnen gegönnt, zumal das Komitee trotzdem zahlreich vertreten ist.
Das neue Komitee begann im Herbst 2021 zu diskutieren, wie man der leicht abgekühlten Liebe zwischen Peißenberg und St. Brevin wieder Frühlingsgefühle geben könnte. Es begann im Kleinen mit einem Stand bei der Initiative zum Erhalt der Rigi Rutsch´n. Unter anderem wurden Meersalz und Kekse aus St. Brevin verkauft.
Auch auf französischer Seite war man zu dieser Zeit wieder an einer Vertiefung der Beziehung interessiert. Im Jahr 2022 wurde eine peißenberger Delegation eingeladen, an der Feier zum 14. Juli, dem Nationalfeiertag der Franzosen, teil zu nehmen. Die fünfköpfige Gruppe erfuhr während der Feierlichkeiten große Wertschätzung und wurde liebevoll betreut. In einer anschließenden gemeinsamen Arbeitssitzung wurden die weiteren Schritte für eine Wiederbelebung des Austausches besprochen.
Peißenbergs Komitee erhöhte 2022 ebenfalls die Schlagzahl und führte den ersten französischen Abend durch, bei dem auch die ehemaligen aktiven Komiteemitglieder und Bürgermeister nicht vergessen wurden. Zudem nahm man auch erstmals mit einem Stand am Peißenberger Weihnachtsmarkt teil.
2023 wurde ich Beauftragter des Gemeinderates für das Komitee und war vom ersten Tag an vom Enthusiasmus und Engagement der Gruppe angesteckt. Dies hat zum Beispiel auch dazu geführt, dass ich meine rudimentären Französischkenntnisse mittels einer App seit mittlerweile drei Jahren aufzupolieren versuche.
Sehr beeindruckend war die Reise nach St. Brevin in jenem Jahr. Das wegen Corona ausgefallene 35-jährige Jubiläum der Partnerschaft wurde nachgeholt. Hier zeigte sich die wahre Stärke des Komitees. Die Reise wurde mit dem Bus perfekt organisiert. Die Gastgeberfamilien kümmerten sich wunderbar um die angereisten Peißenberger. Nicht selten wurde sich auch mit Hand und Fuß verständigt. Es wurden auch viele Reden gehalten, welche, auf peißenberger Seite von Hans-Peter und Anneliese Hoheisel sowie Edith Pissarski und auf französischer Seite von Cecile Guitet, in die jeweilige Sprache übersetzt wurden. Auch das Besuchsprogramm, unter anderem mit der Werft in St. Nazaire und der Île de Nantes, war absolut beeindruckend. Die ca. 50-köpfige Delegation durfte eine unvergessliche Woche genießen.
Es gab sogar noch eine Vorhut zu dieser Reise. Rita Widmann war bereits im Frühjahr mit einer Gruppe der Montessori-Schule nach St. Brevin gefahren.
Zurück in Peißenberg ging es 2023 mit der Steigerung der Aktivitäten des Komitees weiter. Neben dem zweiten Französischen Abend und dem Weihnachtsmarkt wurde auch noch eine Fotoausstellung mit Bildern aus St. Brevin und Peißenberg mit dem Titel „Die Schönheit und Vielfalt unserer Heimat“ geplant und durchgeführt.
2024 war dann das Jahr des Gegenbesuches unserer Freunde aus St. Brevin. Das war wohl die bislang größte Herausforderung für das Komitee in seiner jetzigen Zusammensetzung. Für 45 Gäste mussten Gastfamilien gefunden werden. Ein Besuchsprogramm wurde zusammengestellt mit sportlichen Aktivitäten wie Eisstockschießen oder Wanderungen aber natürlich auch mit Fahrten zu den Sehenswürdigkeiten in unserer Umgebung wie z. B. Kloster Andechs und Schloss Neuschwanstein.
Auch hier wurde alles perfekt organisiert. Jeder vom Komitee leistete seinen Beitrag, beherbergte Gäste, organisierte Aktivitäten und, nicht zuletzt, nahm sich Zeit, die französischen Freunde zu betreuen. Man konnte sehen, dass bei diesem Event wieder einmal deutsch-französische Freundschaften geschlossen, genossen oder vertieft wurden.
Ich denke, ein wichtiger Faktor für das Gelingen der beiden Besuche war auch die Tatsache, dass auf der Ebene der beiden Bürgermeister, Dorothee Pacault und Frank Zellner, die Chemie erkennbar stimmt und beide Familien den Kontakt freundschaftlich pflegen.
Neben dem französischen Abend und dem Weihnachtsmarkt schaffte sich das Komitee dann 2024 auch noch ein weiteres Standbein. Eine eigene Website zur Information rund um die Städtepartnerschaft mit St. Brevin wurde ins Leben gerufen.
Dieses Jahr erfolgte eine Einladung zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum der Feuerwehr Peißenberg und erfreulicherweise folgte eine kleine Delegation aus St. Brevin dieser Einladung. Sie wurden als Ehrengäste vom Komitee betreut und nahmen an exponierter Stelle sowohl am Umzug wie auch an der Feier im Festzelt teil.
Beim französischen Abend kann man mittlerweile schon von einer Tradition sprechen, denn im Oktober wurde er bereits zum vierten Mal durchgeführt. Wie immer wurden von den Komiteemitgliedern neben den Getränken auch selbstgemachte französische Spezialitäten, wie Quiches und Zwiebelkuchen bereitgestellt. Und dieses Mal gab es sogar französische Live-Musik der Gruppe „Ca Touche“.
Soviel zur bisherigen Chronologie des Partnerschaftskomitees. Ich hoffe, es war nicht zu ermüdend, aber, wie ich schon sagte, die Bedeutung dieser Institution ist nur aus ihrer Geschichte heraus zu verstehen.
Auch ein Blick in die Zukunft zeigt, das Engagement dieses Komitees wird nicht nachlassen. Die Planungen für die Reise nach Frankreich nächstes Jahr zur Feier des 40-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft laufen auf vollen Touren. Edith Pissarski schreibt weiter Artikel im „Wir über Uns“ zum Thema Städtepartnerschaft. Auf sportlicher Ebene werden Kontakte bei den Rollkunstläufern und den Handballern geknüpft. Auf Initiative von Rita Widmann werden nächstes Jahr Künstler aus den Regionen Peißenberg und St. Brevin eine gemeinsame Ausstellung durchführen. Auch beim Weihnachtsmarkt demnächst war es keine Frage, dass alle sich einbringen und den Stand der Städtepartnerschaft betreuen. Und all dies wird im echten Ehrenamt ohne jede Aufwandsentschädigung, getragen von der Motivation der Mitglieder, geleistet.
Zum Abschluss möchte ich darauf zurückkommen, warum ich die Wahl des Städtepartnerschaftskomitees für diese Ehrung für so gelungen erachte. Die große Anzahl von Konflikten in der Welt und sogar hier in Europa zeigt, wie wichtig derzeit jeder Beitrag zur Völkerverständigung ist. Das Partnerschaftskomitee bringt Menschen aus ehemals verfeindeten Nationen auf vielen menschlichen Ebenen, wie z. B. Sport, Kultur, Schule und sogar Familie, zusammen. Durch den direkten Kontakt und die gemeinsamen Erlebnisse erfahren Franzosen wie Deutsche: Wir teilen alle grundsätzlich dieselben Sorgen, Nöte und Freuden.
Und um auf meine Metapher zurück zu kommen. Dieses Komitee hat die Ehe zwischen St. Brevin und Peißenberg mit Sicherheit wieder in ihren zweiten Frühling geführt.
Dafür gebührt ihnen unser besonderer Dank und unsere Anerkennung.
Und mir bleibt nur noch zu sagen: „Bonne chance pour l’avenir.“
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